Viele Experten hatten erwartet, dass aus dem Wattenscheider Höhen- auch schnell wieder ein Sinkflug wird. Denn da oben hatte die 09er vor der Saison wirklich keiner erwartet. Fragt man in der Mannschaft nach, ist es aber für einige Akteure keine große Überraschung - so wie für Güngör Kaya: "Wir haben einfach ein geiles Team. Wir sind eine echte Einheit, wie sie im Bilderbuch steht. Unser Trainer Farat Toku leistet hier wahnsinnige Arbeit und wir danken ihm dafür. Dass ist nicht einfach so daher gesagt, sondern die Wahrheit. Dieser Mensch ist Tag und Nacht für uns da. Wenn wir Probleme haben, ist Farat immer zur Stelle. Es macht einfach Spaß mit ihm und diesen Charakteren in der Truppe zusammen zu arbeiten."
Welch große Freude die Arbeit Kaya bereitet, beweist seine Torstatistik: 26 Spiele, 16 Tore! "Günni" Kaya ist hinter Borussia Mönchengladbachs Marlon Ritter (20 Saisontreffer) der treffsicherste Stürmer der Liga. In den letzten sieben Spielen war der 25-Jährige gleich sechsmal erfolgreich. Alle 148 Minuten erzielt der gebürtige Gelsenkirchener ein Tor - ein starker Wert. Nur Ritter (108) und Düsseldorfs Kemal Rüzgar (140) sind noch effizienter.
Dabei war die Karriere der einstigen U19-Bundesliga-Tormaschine (44 Partien, 38 Buden) für einige schon beendet. Nach den verkorksten Stationen bei Rot-Weiss Essen sowie der Türkei und dem KFC Uerdingen hatten nur noch die engsten Freunde und Bekannten mit Kaya gerechnet. "Das war eine verdammt schwere Zeit. Ich habe zum Teil schon selbst den Glauben an meine Qualitäten verloren. Aber meine Familie, meine heutige Freundin und mein Berater Cemil Yikilmaz waren immer für mich da und haben mich stark geredet", dankt Kaya.
Das erste Jahr in Wattenscheid war auch keine gute Saison für den ehemaligen Jugendspieler des VfL Bochum. Ex-Trainer Christoph Klöpper hatte den Angreifer sogar suspendiert. Doch dann kam Farat Toku und plötzlich blühte Kaya wieder auf. "Ich weiß einfach, wie man mit solchen Spielern umgeht. Jeder kennt doch die Qualität von dem Jungen. Es war doch kein Zufall, dass er so ein starker Jugendspieler war und sogar einen Profivertrag beim 1. FC Nürnberg erhalten hat. Da steckt so viel Qualität. Ich konnte diese rauskitzeln und 'Günni' ist jetzt eine echte Verstärkung für die Mannschaft", freut sich Toku.
Bleibt nur abzuwarten, ob Toku und Kaya auch noch in der kommenden Saison zusammenarbeiten. Während der Trainer noch bis zum 30. Juni 2017 an Wattenscheid gebunden ist, läuft der Vertrag des Torjägers im Sommer aus. Die ersten Gespräche haben zwischen Wattenscheids Sportlichem Leiter und Kaya-Berater Yikilmaz bereits stattgefunden. "Wattenscheid will mich unbedingt halten. Das ist ein schönes Gefühl. Ich fühle mich hier auch sehr wohl. Aber ich will auch weiter Erfolg haben. Noch hat hier kein Stammspieler verlängert. Und ob der Trainer, trotz des laufenden Vertrages bleibt, ist auch nicht in Stein gemeißelt. Wir werden sehen, was passiert", sagt Kaya.
Nach RS-Informationen gibt es neben zwei Anfragen aus der 3. Liga auch eine handvoll Interessenten aus den Regionalligen für Wattenscheids Nummer zehn. "Davon habe ich von meinem Berater gehört. Ich will aber gar nicht wissen, welche Klubs sich für mich interessieren. Wir haben noch einige Spiele und ich will weiter für Wattenscheid Tore schießen. Nur das zählt im Moment", betont der begehrte Knipser. Ende April, Anfang Mai will Kaya über seine Zukunft entscheiden.